Haushaltsübliche Kohlensäurebehandlung verunreinigt Trinkwasser



 Wer sich sein Sprudelwasser mit Hilfe gängiger Soda-Geräte selbst zubereitet, muss fast immer mit unerwünschten Verunreinigungen im fertigen Getränk rechnen. Experten des Landesuntersuchungsamtes für das Gesundheitswesen Südbayern in Oberschleißheim bei München hatten fünf Standardgeräte getestet, indem sie Trinkwasser vor und nach der Anreicherung mit Kohlendioxid (aus der Patrone) untersuchten. In fast allen Proben wurden organische Verunreinigungen nachgewiesen. In vielen Fällen traten Kunststoffadditive (Weichmacher und Antioxidantien) auf. Über die Hälfte der 33 Proben enthielten Spuren von Mineralöl, wobei in sieben Fällen der Grenzwert der Trinkwasserverordnung überschritten wurde. Dieter Jahr, Chemiker bei der Gesundheitsbehörde, tippt auf die CO2-Patronen der Geräte als Quelle dieses Übels: es könne sich um Kompressor-Öl handeln, mit dem das Kohlendioxid bei seiner Verdichtung kontaminiert werde. "In zum Teil hohen Konzentrationen" spürte Jahr auch Schadstoffe auf, die "wahrscheinlich aus den Kunststoffen oder Dichtungen der Geräte und Flaschen" austraten, darunter der Weichmacher BBSA (N-Butylbenzolsulfonamid), der im Verdacht steht, Nerven zu schädigen. In den kontaminierten Proben fanden sich weitere Fremdstoffe wie BHT (2,6-Di-tert.-butyl-4-methylphenol), die Phthalate DIBP (Di-isobutylphthalat), DBP (Di-n-butylphthalat) und DEHP (Di-2-ethylhexylphthalat) und die Phenole OP (4-tert.-Octylphenol) und NP (4-Nonylphenol). Einige Fremdstoffe konnten nicht identifiziert werden. Die toxikologische Bewertung ergab keine Hinweise auf eine unmittelbare gesundheitliche Relevanz, wobei BBSA, ebenso wie die nicht identifizierbaren Stoffe, nicht ausreichend beurteilt werden konnten.

Quelle: DER SPIEGEL, Nr. 01/ 2001 S. 18
Jahr, D. und Roscher, E.: Kontamination von Trinkwasser durch haushaltsübliche Kohlensäurebehandlung. Untersuchung durch On-line SPE-GC/MS. Deutsche Lebensmittelrundschau 96, 403-410 (2000)